Bürger schaffen Wissen

Nach Asteroiden suchen, V?gel beobachten und die Rechenleistung des eigenen Computers zur Verf¨¹gung stellen ¨C bei ?Citizen Science? beteiligen sich B¨¹rgerinnen und B¨¹rger an Forschungsprojekten. N?chste Woche findet an der ETH Z¨¹rich ein Workshop zum Thema statt. Effy Vayena, Ethikerin an der Universit?t Z¨¹rich und Mitorganisatorin des Workshops, im Interview.

Vergr?sserte Ansicht: Effy Vayena
Die Bioethikerin Effy Vayena vom Ethik-Zentrum der Universit?t Z¨¹rich ist Mitorganisatorin des Citizen Science Workshops in Z¨¹rich. (Bild: zvg)

Frau Vayena, ist Citizen Science ein neues Ph?nomen?
Effy Vayena: Nein, aber die heutige Kommunikationstechnologie erm?glicht eine viel einfachere und breitere Beteiligung der B¨¹rgerinnen und B¨¹rger an Forschungsprojekten. Im Gesundheitsbereich beispielsweise sammeln heute viele Menschen auf mobilen Ger?ten ihre Daten zu ihrer Fitness, ihrer Ern?hrung und dergleichen.  Solche Daten k?nnen sie einfach auch f¨¹r die Forschung zur Verf¨¹gung stellen. Das Potenzial ist gross. F¨¹r die Wissenschaft bedeutet Citizen Science unter anderem, dass gr?ssere und damit repr?sentativere Datenmengen entstehen, die Kosten der Datensammlung reduziert werden k?nnen und Erkenntnisse schneller vorliegen.

Was ist der Grund, einen Workshop zu Citizen Science zu veranstalten?
Am Forschungsplatz Z¨¹rich gibt es zahlreiche Projekte, an denen B¨¹rgerinnen und B¨¹rger beteiligt sind. Gerontologieprofessor Mike Martin von der Universit?t Z¨¹rich arbeitet immer wieder mit Seniorinnen und Senioren zusammen. Diese nehmen an Studien teil und geben etwa Auskunft ¨¹ber ihren Lebenslauf oder beteiligen sich an Ged?chtnistests. ETH-Professor Ernst Hafen plant derzeit ein internationales Projekt, in dem pers?nliche Gesundheitsdaten von Wissenschaftlern ausgewertet werden sollen ¨C unter anderem ¨¹ber Smartphones erhobene Daten zu Ern?hrung, Fitness und Blutdruck sowie genetische Daten. Bekannt ist auch das Projekt Galaxy Zoo, das Astronomieprofessor Kevin Schawinski von der ETH Z¨¹rich mitinitiierte. Hunderttausende von Laien helfen da, Teleskopbilder des Himmels zu analysieren und Galaxien zu kategorisieren. Am Workshop wollen wir Z¨¹rcher Wissenschaftler mit solchen Projekten und die B¨¹rger an einen Tisch bringen und gemeinsam diskutieren, was es braucht, damit Citizen Science funktioniert.

Was sind die wichtigsten Fragen, die sich dabei stellen?
Wir m¨¹ssen sicherstellen, dass die B¨¹rgerbeteiligung ethisch vertretbar geschieht. Die Beteiligung muss zum Beispiel freiwillig sein und darf die B¨¹rger nicht ungerechtfertigten Risiken aussetzen. Zudem sollen die Teilnehmenden eine Anerkennung erhalten f¨¹r ihren Beitrag und in irgendeiner Form davon profitieren.

All dies ist nicht immer der Fall?
Nein. Ich habe dies am Beispiel der Datennutzung in der Gesundheitsforschung untersucht. Dabei zeigt sich etwa, dass Forschende immer h?ufiger Daten verwenden, die sie nicht direkt bei Versuchspersonen erheben, sondern indirekt im Internet. Es gibt Plattformen, auf denen sich Patienten ¨¹ber ihren Umgang mit chronischen Krankheiten austauschen ¨C eine interessante Datenquelle f¨¹r Wissenschaftler. Aber ist es zul?ssig, solche Daten zu verwenden? Oder anonymisierte Facebook-Eintr?ge mit medizinischen Inhalten? Im Internet verschwimmt die Grenze zwischen ?ffentlicher und privater Information. Entsprechend unklar wird auch das Grundprinzip der ?informierten Einwilligung? zur Teilnahme an einem Forschungsprojekt.

Wie kann die Situation verbessert werden?
Wir brauchen einen Leitfaden und Regeln f¨¹r den Umgang mit diesen Fragen. Und wir brauchen entsprechende Instrumente, die uns helfen, Projekte mit B¨¹rgerbeteiligung gut aufzugleisen und zu begleiten. Solche Leitf?den existieren heute erst ansatzweise. Unser Workshop soll deshalb ein Auftakt sein, um am Forschungsplatz Z¨¹rich solche Instrumente zu entwickeln. Ich hoffe auf eine breite Teilnahme nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch von B¨¹rgerinnen und B¨¹rgern. Es ist sehr w¨¹nschenswert, wenn sich diese daran beteiligen, Regeln rund um Citizen Science zu entwerfen. Was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Z¨¹rich anbelangt, m?chten wir sie mit dem Workshop ermuntern, Citizen Science als Chance f¨¹r die Hochschulen zu sehen und zu nutzen. B¨¹rgerinnen und B¨¹rger werden dank Citizen Science auch mit der wissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweise vertraut. Das ist nicht zuletzt aus demokratietheoretischer Sicht sinnvoll. Wer die Wissenschaft besser kennt, kann etwa bei Volksabstimmungen auch fundiertere Entscheidungen treffen.

Dies ist eine leicht angepasste Fassung eines Interviews von UZH-News-Redaktor Adrian Ritter, das zuerst in den externe SeiteUZH-News erschien.

Workshop

Unter dem Titel ?Opportunities & Challenges of Citizen Science? findet am Donnerstag, 22. Januar und am Freitag, 23. Januar an der ETH Z¨¹rich ein Workshop statt. Organisiert wird die Veranstaltung von Ernst Hafen und Kevin Schawinski, beides Professoren an der ETH Z¨¹rich sowie Mike Martin, Professor an der Universit?t Z¨¹rich und Effy Vayena, ebenfalls von der Universit?t Z¨¹rich. Die meisten Vortr?ge werden auf Englisch gehalten.

Anmeldung und weitere Informationen: externe Seitecitizenscience.ch

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